Neurologie: Morbus Parkinson

Welche Erkrankungen machen eine neurologische Untersuchung dringend notwendig?

Morbus Parkinson

Definition

Das Parkinson-Syndrom ist definiert als das Vorliegen von 3 Symptomen : Rigor, Tremor und Hypokinese. Rigor bedeutet Steifigkeit der Muskulatur. Tremor - Zittern vor allem der Hände und Hypokinese ein verminderter Bewegungsantrieb.

Der Morbus Parkinson ist die häufigste Ursache eines Parkinson-Syndroms. Es gibt aber noch andere Ursachen. Zum Beispiel hat Muhammed Ali eine Boxerenzephalopathie mit begleitendem Parkinson-Syndrom. Auch Psychopharmaka (z.B. Neuroleptika)können die oben beschriebenen 3 Symptome hervorrufen. Selbst eine Mangan-Vergiftung kann ein Parkinson-Syndrom hervorrufen. Wir erläutern hier die häufigste Ursache, nämlich die Parkinson-Krankheit (M. Parkinson).

Häufigkeit

Zur Zeit gibt es etwa 100 000 Parkinson-Patienten. Die Neuerkrankungshäufigkeit liegt bei 100 auf 100000 Einwohner pro Jahr. Die Parkinson-Krankheit nimmt nicht zu.

Pathogenese

Die Ursache des M. Parkinson ist ein Untergang von Zellen in der Schwarzen Substanz des Mittelhirns (Substantia nigra). Diese Zellen steuern mit Hilfe des Überträgerstoffes Dopamin zusammen mit den Basalganglien (Nervenzellansammlungen in der Tiefe des Gehirns) die Bewegungen des Körpers. Darüber hinaus spielen diese Zellen aber auch bei Denkvorgängen und Emotionen eine große Rolle.

Beschwerden

Bei 70% aller Parkinsonpatienten entwickelt sich als 1. Symptom Zittern einer Hand. Nicht jedes Zittern ist aber eine Parkinsonkrankheit. Viel häufiger ist der sogenannte essentielle Tremor - das Zittern ohne bekannte Ursache, das oft familiär vorkommt. Darüber hinaus kommt es zu Verlangsamungen in der Bewegung und im Denken. Das Gesicht wirkt oft salbenhaft, weil die Muskeln weniger aktiviert werden. Der Blick ist ausdruckslos. Darüber hinaus ist die Muskulatur des Patienten steif. Manchmal so steif, dass er wegen Rückenschmerzen als erstes zum Orthopäden geht. Er kann manchmal nur schwer aus dem Bett aufstehen. Auch passiv lässt er sich im Bett nur schwer bewegen. Sein Körper ist nach vorne gebeugt, seine Arme angezogen und der Gang ist kleinschrittig. Darüber hinaus klagt der Patient über Impotenz und Blasenentleerungsstörungen. Dem Patienten ist oft schwindelig. Auch die Denkvorgänge sind verlangsamt.

Diagnostik

Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in der Regel ohne Zusatzuntersuchungen durch Beobachtung und Untersuchung des Patienten durch einen erfahrenen Neurologen gestellt. Oft händigt der Neurologe dem Patient zum Ausfüllen zu Hause sog. Beobachtunsgbögen aus zur Beurteilung der Beweglichkeit zu bestimmten Tageszeiten. Computertomographie oder Magnetresonanztomographie sind manchmal notwendig, um andere Erkrankungen auszuschließen. Ergänzend kann zudem eine SPECT Untersuchung (Single-Photon-Emissionscomputertomographie)  notwendig sein.

Therapie

Ursache der Parkinsonkrankheit ist der Mangel an Dopamin. Was liegt da näher als Dopamin dem Körper einfach wieder zuzuführen. Das Problem ist aber, dass Dopamin im Körper umgebaut wird und gar nicht das Gehirn erreicht. Aus diesem Grunde werden den Patienten Dopamin-Vorstufen (L-Dopa) zusammen mit Hemmern der Dopamin-abbauenden Enzyme gegeben, die das Gehirn erreichen können und die Beschwerden lindern können. Die Parkinson-Krankheit spricht auf L-Dopa in der Regel sehr gut an. Leider beobachtet man bei chronischer Einnahme von L-Dopa Therapieprobleme wie Überbewegungen oder Phasen ohne Bewegungen (sogenannte Akinesien). Manchmal friert die Bewegung plötzlich beim Gehen ein. Das ist sehr gefährlich, denn der Patient könnte stürzen. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Medikamente wie Dopaminagonisten, MAO-B-Hemmer, Anticholinergika und COMT-Hemmer sowie Amantadin. Dopaminagonisten stimulieren die Rezeptoren von Dopamin. Rezeptoren sind Hormonandockstellen. Dopaminagonisten wirken also wie Dopamin. Der Vorteil ist, dass man L-Dopa durch den Einsatz von Dopaminagonisten einsparen und dadurch die bei L-Dopa später auftretenden Therapieprobleme hinausschieben kann. MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer hemmen den Abbau von Dopamin. Dadurch kann Dopamin länger wirken. Anticholinergika wirken gut beim Parkinsonzittern. Beim M. Parkinson kommt es nicht nur zu einem Dopaminmangel, sondern auch zu einem Acetylcholinüberschuß. Man kann Parkinsonmedikamente auch miteinander kombinieren. Wichtig ist hierbei das Führen eines Bewegungsprotokolls, wo der Patient seine Phasen mit Überbewegung und Bewegungsarmut über den Tag verteilt stündlich dokumentieren soll. So können die Medikamente, die Dosen und die Einnahmezeitpunkte sicher eingestellt werden. In seltenen Fällen ist eine gute Einstellung des Patienten nicht mehr möglich, dann sollte man eine Operation empfehlen. Hierbei wird mit einer langen Nadel durch den Kopf hindurch in das Gehirn gestochen und Elektroden in ein bestimmtes Areal (den sogenannten Nucleus subthalamicus) plaziert. Über diese Elektroden kann man nun von außen dieses Areal stimulieren und die Beschwerden des Patienten lindern. Dieser sogenannte stereotaktische Eingriff ist nicht ungefährlich. Er führt aber regelmäßig zu einer dramatischen Besserung der Symptome.