Neurologie: Kopfschmerz

Welche Erkrankungen machen eine neurologische Untersuchung dringend notwendig?

Kopfschmerz

Allgemeines

Kopfschmerzen sind neben Rückenschmerzen die wohl häufigsten Befindlichkeitsstörungen überhaupt. Es ist absolut harmlos und recht häufig, hin und wieder einmal Kopfschmerzen zu haben. Aber es gibt einige Merkmale, die zu bestimmten speziellen Kopfschmerzerkrankungen gehören. Es ist wichtig, diese speziellen Kopfschmerzsyndrome zu erkennen, weil herkömmliche Kopfschmerztabletten zur Therapie nicht ausreichen. Darüber hinaus gibt es Kopfschmerzen, die gefährlich sind, dass heißt lebensgefährliche Erkrankungen anzeigen können. In diesem Zusammenhang ist sicherlich die Subarachnoidalblutung [Gehirnblutung unter die Spinngewebshaut] die bedeutendste.

Patienten mit Kopfschmerzen sollten einen Arzt aufsuchen, wenn folgende Merkmale vorliegen :

  • Plötzlicher extrem starker Kopfschmerz
  • Regelmäßig wiederkehrender Halbseitenkopfschmerz mit Flimmern vor den Augen
  • Attackenförmige brennende Gesichtsschmerzen auf Berührung
  • Schläfenkopfschmerz bei älteren Patienten
  • Kopfschmerzattacken, die in der Nacht regelmäßig zur selben Zeit auftreten
  • Jeder chronische Kopfschmerz
  • Jeder Kopfschmerz mit neurologischen Funktionsstörungen

Migräne

Die Migräne ist wohl die häufigste Kopfschmerzerkrankung. Sie betrifft vor allem Frauen und tritt auch familiär auf. Sie ist durch anfallsweise auftretende halbseitige Kopfschmerzen gekennzeichnet.

Häufig ist bei Migräne eine sogenannte Aura. Eine Aura ist eine neurologische Funktionsstörung, die dem Kopfschmerzereignis vorausgeht. Eine Migräneaura kann ein Augenflimmern, Sehstörungen, Sprachstörungen, Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen sein. Oft besteht eine Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Nicht selten gibt es Provokationsfaktoren wie die Regelblutung und Verzehr von Schokolade oder Käse. Die Kopfschmerzen werden sehr häufig mit Übelkeit und Brechreiz begleitet. Die Migräne wird verursacht durch Störungen der Gefäße im Gehirn. Im Migräneanfall nimmt man am besten ein herkömmliches Kopfschmerzmedikament (z.B. Aspirin(R)) zusammen mit einem Mittel gegen Brechreiz ein. Wenn keine Besserung gespürt wird, kann man in schweren Fällen sogenannte Serotoninantagonisten einnehmen. Diese regulieren die Weite der Hirngefäße. Treten die Migräneattacken sehr häufig und schwer auf, ist sogar eine Intervallbehandlung zwischen den Kopfschmerzereignissen angezeigt. Entspannungsverfahren und Akupunktur können sehr häufig als wichtiger Bestandteil der Migräne-Therapie helfen, die Attacken abzuschwächen. Sehr häufig können lange beschwerdefreie Intervalle erreicht werden. Diese natuheilkundlichen und ganzheitlichen Methoden werden in unserer Praxis durchgeführt.

Cluster headache

Ein Cluster Kopfschmerz sind Kopfschmerzattacken, die in einem regelmäßigen Abstand für Tage bis Wochen typischerweise stets zur selben Zeit meist in der Nacht auftreten und den Patienten aus dem Schlaf herausreißen. Der Kopfschmerz ist dabei einseitig, unerträglich und betrifft Augen, Stirn - und Schläfenregion.

Das Auge tränt und die Nase läuft. Man therapiert Cluster Kopfschmerzen mit reinem Sauerstoff. Auch die Serotoninantagonisten haben hier eine sehr gute Wirkung. Auch bei diesem Kopfschmerztyp ist wie bei schwerer Migräne eine Intervallbehandlung (z.B. mit Calciumantagonisten) zu empfehlen.

Trigeminusneuralgie

Die Trigeminusneuralgie ist im engeren Sinne gar kein Kopfschmerz, sondern ein Gesichtsschmerz. Typisch ist ein blitzartig einschießender, brennender Schmerz im Gesicht.

Manchmal bekommt man einen Gesichtsmuskelkrampf. Die Gesichtshaut ist hochrot, die Nase läuft und die Augen tränen. Nicht selten kann man die Schmerzen durch Berühungsreize z.B. an der Wange provozieren. Ursache der Trigeminusneuralgie ist der Druck einer Kleinhirnarterie auf die Nervenwurzel des Gesichtsnerven. Bei Trigeminusneuralgie beginnt man therapeutisch konservativ mit Carbamazepin. Carbamazepin, das auch als Antiepileptikum eingesetzt wird, blockiert die Nervenübertragung und lindert den Schmerz. Auch andere Antiepileptika können versucht werden. Kommt es unter Medikamenten nicht zu einer Besserung der Symptome, sollte bei schwerer Trigeminusneuralgie operiert werden. Dies ist ein kleiner Eingriff, der in manchen Zentren sogar endoskopisch gemacht werden kann. Dabei wird ein Muskelstück oder ein Kunststoff zwischen die Kleinhirnarterie und dem Nerven gelegt, so dass dieser nicht mehr auf den Gesichtsnerven drücken kann. 80% der Patienten geht es nach dieser Operation besser. Andere Ursachen für Gesichtsschmerzen sind zum Beispiel der atypische Gesichtsschmerz, bei dem sich keine Ursache nachweisen läßt und der sich mit Doxepin in der Regel gut behandeln läßt.

Subarachnoidalblutung

Wenn angeborene oder erworbene Arterienaussackungen zerreißen, blutet es unter die Spinngewebshirnhaut. Ärzte sprechen dann von einer Subarachnoidalblutung. Die Subarachnoidalblutung äußert sich typischerweise durch ein plötzliches, starkes Kopfschmerzereignis mit Übelkeit und Brechreiz.

Kurz darauf werden die Kopfschmerzen geringer, bleiben aber im Grunde genommen unerträglich. Die Patienten haben manchmal Doppelbilder oder andere Funktionsstörungen. Sehr charakteristisch ist auch die Nackensteife. Auch wenn keine weiteren Funktionsstörungen vorliegen, muss man diese Warnblutung rechtzeitig erkennen, denn unbehandelt kommt es regelmäßig zu einer erneuten Blutung, die sehr häufig zum Tode führt. Eine Computertomographie und eine Entnahme von Hirnwasser kann eine Subarachnoidalblutung relativ sicher ausschließen. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Subarachnoidalblutung, muss sofort eine Darstellung der Gefäße im Gehirn erfolgen und eine Operation erfolgen.

Arteriitis temporalis

Dieser Kopfschmerz tritt im Alter auf und betrifft typischerweise die Schläfe. Ursache ist eine Entzündung der Schläfenarterie. Diese Arterie ist als verdickter Strang unter Haut zu sehen und zu tasten.

Dieser Kopfschmerz ist gefährlich, weil auch die Arterien im Gehirn und auch am Auge von dieser Entzündung betroffen sein können. Dann kann es zu Schlaganfällen kommen. Deshalb sollten ältere Patienten mit Sehstörungen und Schläfenkopfschmerz unbedingt einen Arzt aufsuchen. Mit Cortison läßt sich sowohl die Entzündung als auch der Kopfschmerz gut behandeln.

Botulinumtoxin, ein weiteres Behandlungskonzept gegen Kopfschmerzen, die durch vermehrte Verspannung der Skelettmuskulatur ausgelöst werden.

Botulinumtoxin ist ein Gift des Bacteriums Clostridium botulinum. Dieses Gift kann über Lebensmittel in unseren Körper gelangen und kann in den Nervenzellen, die Wirkung des Überträgerstoffes Acetylcholin blockieren. Hierdurch kommt es zu Lähmungserscheinungen und vegetativen Entgleisungen. Botulinumtoxin kann aber auch therapeutisch eingesetzt werden. Es gibt neurologische Erkrankungen, die mit einer Fehlinnervation von bestimmten Muskelgruppen einhergehen. Man nennt diese Gruppe der Bewegungskrankheiten Dystonien. Der Schiefhals ist ein Beispiel für solch eine Dystonie. Bei diesen Erkrankungen kann durch eine gezielte Injektion von Botulinumtoxin die Verkrampfung der Muskulatur gelöst werden. Botulinumtoxin wird aber auch in der ästhetischen Therapie gegen Falten eingesetzt. Falten entstehen durch Verkrampfungen der Hautmuskulatur. Durch gezielte Injektionen in bestimmte Gesichtshautmuskeln können die Muskeln gelähmt werden und die Falten verschwinden. Der Erfolg ist allerdings nicht von Dauer. Nach 6 Monaten ist das Gift im Körper verbraucht und der Körper wieder in seinem vorhergehenden Zustand. Dann ist eine erneute Injektion notwendig, um die Wirkung fortzusetzen. Auch beim chronischen Spannungskopfschmerz, der vor allem Frauen ohne ersichtlichen Grund oder Vorliegen einer speziellen Kopfschmerzerkrankung über lange Zeit immer wieder quält, ist Botulinumtoxin ein wirkungsvoller Therapieansatzpunkt. Man nimmt an, dass Acetylcholin an der Entstehung Kopfschmerzes beteiligt ist. Gegen Botulinumtoxin kann der Patient aber Antikörper bilden. Dann kann das Medikament nicht mehr angewendet werden. Es werden aber in der Regel so geringe Dosen eingesetzt, dass eine Sensibilisierung des Körpers insgesamt selten ist.